Leseprobe zu "William und das Spukhaus"

William, Albin und Ida waren Freunde. Solche Freunde, die immer alles gemeinsam machten, sich sehr gut kannten und sich aufeinander verlassen konnten. Natürlich stritten sie sich auch manchmal. So ist es nun einmal, wenn man Freunde hat. Man streitet sich, aber verträgt sich auch wieder. Man muss nicht immer gleicher Meinung sein, um Freunde zu bleiben.

 

William, Albin und Ida wohnten in einem kleinen Dorf in Småland. Es gab einen kleinen Einkaufsladen, einen Kindergarten und eine Schule und sogar eine alte Kirche mit einem wunderschönen Waldfriedhof. Viele Menschen wollten hier begraben werden, weil der Friedhof so schön war. Die Gräber lagen nicht einfach lieblos nebeneinander, sondern waren wie Blumenbeete in einem Park verteilt. Ja, es sah fast so aus wie ein Park in einem großen Stück Wald.

 

Hinter diesem Waldfriedhof lag ein altes Haus. Man konnte nur dorthin gelangen, wenn man den Weg mitten durch den Waldfriedhof nahm. Es war der einzige Weg, der zu diesem alten Haus führte. Williams großer Bruder Anders hatte erzählt, dass in diesem Haus früher einmal ein Pastor gewohnt hatte.

 

»Er ist ermordet worden«, hatte Anders mit düsterer, ernster Miene erzählt.

 

»Und niemand hat jemals herausgefunden wer ihn umgebracht hat.« Und seit dieser Zeit soll der Geist des alten Pastors in dem alten Haus spuken. Ja, ihr habt richtig gehört. Es spukt in diesem alten Haus. Das wusste jedes Kind im Dorf. Nachts konnte man ein Licht im Haus sehen. Ein flackerndes, sich bewegendes Licht. Und ein Stöhnen könne man auch hören, erzählten sich die Kinder im Dorf. Sie nannten das alte Haus das Spukhaus.

 

Einmal waren sie am hellen Tag mit der Schulklasse über den Friedhof gewandert. Jimmy hatte da erzählt, dass er schon einmal nachts da gewesen wäre und das Licht selbst gesehen hätte. Die Lehrerin war sehr ärgerlich geworden und meinte, dass es keine Gespenster gab und deshalb könnte es da auch nicht spuken. Aber William hatte danach seinen großen Bruder gefragt. Und er hatte ihm dann die Geschichte vom Pastor erzählt, der ermordet worden war. Und William? Na, der war natürlich sofort zu Albin und zu Ida gelaufen und hatte ihnen die ganze Geschichte erzählt.

 

Konnte es tatsächlich sein, dass es im Spukhaus wirklich spukte?

 

»Heute Abend gehen wir dahin«, sagte Ida bestimmt. »Ich muss es mit eigenen Augen sehen!«

 

»Abends spukt es da bestimmt noch nicht«, hatte William gemeint. »Es muss bestimmt erst einmal richtig dunkel sein.« Albin schnaubte verächtlich.

 

»Ihr spinnt ja! Nachts dürfen wir sowieso nicht raus. Wie stellt ihr euch das vor?« Ida hatte frech hinter ihrem langen Pony hervor gegrinst:

 

»Dann müssen wir uns eben raus schleichen! Wir treffen uns vor dem Friedhof.«

 

Und jetzt war es soweit. William, Albin und Ida standen vor dem Eingang zum Friedhof. Vor ihnen lag der lange Weg, der durch den Wald zum Haus führte.

 

Ihnen war schon etwas mulmig zu Mute. Es war dunkel. Allerdings nicht so dunkel, dass sie gar nichts mehr sehen konnten. Der Mond stand am Himmel und sein Licht erlaubte den Freunden ein wenig Sicht. William sah sich um. Er konnte zumindest Ida und Albin erkennen. Sie sahen zwar aus wie graue Schatten, aber er konnte sehen, wer wer war. Und er konnte die Schatten der ersten Bäume vom Waldfriedhof erkennen. Dahinter war alles schwarz. Ein Schauer lief ihm über den Rücken.