Minileseprobe "Astro-Date"

Kleine Leseprobe aus der Kurzgeschichte "Astro-Date"

 

Aus dem Leben einer lehr langen Frau - Britta misst satte 1,97!

 

Ralf und ich waren einige Male miteinander aus gewesen. Wir verstanden uns gut, er schien sich wohl in meiner Nähe zu fühlen. Daher entschied ich, bei einem Mittagessen einen Schritt weiter zu gehen. Ralf war schüchtern – das dachte ich zumindest –, also musste ich den Anfang machen. Doch gerade, als ich ihm sagte, dass ich ihn sehr mochte, und er verstand, worauf ich hinauswollte, da stürmte eine junge Frau das Restaurant – seine Freundin, noch kleiner als Tanja, puppensüßes Gesicht und dürr wie eine Bohnenstange. Das absolute Gegenteil von mir.

Es war eine wahrhaftig klassische Szene, wie sie jeder aus Filmen kannte. Peinlich! Ich wollte vor Scham im Boden versinken. Ralfs nett gemeinte tröstende Worte, von wegen, ich wäre seine beste Freundin, wir wären Seelenverwandte, und er hoffe, dass ich Mandy genauso mögen würde wie er, hätte ich ihm am liebsten sonst wohin geschmiert.


Ich war Hals über Kopf geflohen, und unsere Freundschaft lag seitdem auf Eis. Ich war über das Gefühl des Verliebtseins mittlerweile hinweg, die peinlichen Aspekte konnte ich allerdings nicht so einfach abschütteln. Und schon gar nicht die Wut: Da fand ich mal einen gut aussehenden großen Mann, und dann suchte gerade der sich so ein kurzes Püppchen?

Und seine Erklärung per E-Mail hätte er sich wirklich sparen können. Wo war da das Feingefühl? Von wegen Seelenverwandte! Ich sei so fantastisch, so selbstbewusst, aber er brauche eine Frau, die er beschützen könne. Dieser Ignorant! Was glaubte er denn? Dass ich nicht beschützt werden wollte, nur weil ich größer als die meisten Mitmenschen war? Dass meine Seele nicht umarmt, gehegt und getröstet werden musste, weil ich nach außen wie ein Fels in der Brandung wirkte?

Ja, ich war groß und keineswegs zierlich. Aber weshalb gingen alle automatisch davon aus, dass ich deshalb keine Romantikerin sein konnte, die sich wünschte, verführt und beschützt zu werden?

Große und hübsche Frauen hatten oft kleine, nichtssagend aussehende Männer. Ich hatte dazu zwei Theorien.

Zum einen waren es sicher Männer ohne nennenswertes Selbstvertrauen, die sich auf diesem Wege ihnen fehlende Attribute aneigneten und die Frauen als Schild vor ihrem unzulänglichen Dasein verwendeten. Was die Frauen zu diesen Männern trieb, war mir allerdings schleierhaft. Vielleicht spielten sie gern die Beschützerrolle. Zum anderen waren es reiche oder aus anderen Gründen angesehene Männer, die sich eine Trophäe hielten.

Aber was war mit uns durchschnittlich aussehenden, extrem großen Frauen? Welche Nische gehörte uns? Ich wusste es nicht. Stattdessen war ich mir schmerzhaft bewusst, dass die Auswahl an passenden Partnern für mich weitaus geringer war als für den Rest der Frauen. Wie sehr wünschte ich mir doch, klein zu sein. Klein wie Tanja, die jede Woche einen anderen Typen an der Hand hatte. Sie schöpfte aus dem Vollen, probierte jeden Kuchen, genoss die Auswahl, während ich Brotkrumen suchte.

 

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Astro-Date - Magisches Geflüster


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